Mit Erdwärme (Geothermie) könnte der weltweite Energiebedarf für lange Zeit gedeckt werden. In Island beträgt der Anteil der Geothermie an der Energieversorgung z. B. 60 Prozent. Leider schaut die Praxis hierzulande anders aus. Es fehlt u. a. an einem grundlegenden Haftungskonzept für Schäden, die durch Bohrungen entstehen können.
Wenn – wie in Böblingen – große Schäden durch Erdhebungen eintreten, will und soll keiner persönlich haften. Bei Unterversicherung kann dies alle Beteiligten in den Ruin treiben. Derzeit kann deshalb niemand, der gut beraten ist, eine Bohrung beauftragen. Er wüsste nicht einmal annähernd, wie hoch er sich versichern soll und der Versicherer würde auch einen gewaltigen Risikoaufschlag verlangen (müssen). Auch kein Nachbar kann derzeit einer solchen Bohrung beruhigt zuschauen, riskiert er doch Haus und Hof. Damit ist die Geothermie faktisch am Ende.
Lösungen anbieten
Will man Geothermie jedoch nutzen, muss man Lösungen anbieten. Über Versicherungen das volle Risiko abzufangen, ist schwer kalkulierbar und für den Einzelnen wohl zu teuer. Sind Deckungssummen erreicht, kann man die Betroffenen aber nicht im Regen stehen lassen. Zu bedenken ist nämlich, dass die Geothermie immer noch Neuland ist, das keiner „beherrschen“ kann. Erst seit den seismischen Aktivitäten in Basel wissen wir z. B., dass man in tektonisch stark beanspruchten Gebieten mit der heutigen Technologie noch nicht bohren sollte. Das ist ein Risiko unserer Gesellschaft, die dringend ökologische Lösungen braucht.
Wie soll unsere Energiewende aussehen, wenn wir hierfür keine Lösungen anbieten? Leider ist es uns im Gemeinderat nicht gelungen, hierfür Wege zu eröffnen.
Dr. Detlef Gurgel FDP-Fraktion