Auf Einladung des FDP Stadtverbandes Böblingen sprach der renommierte Physiker Prof. Wolfgang Eberhardt vor einem interessierten Publikum in der vergangenen Woche in einem Vortrag mit dem Titel „Das Energiesystem der ZukunT“ über das brisante Thema Klimawandel und dessen Bekämpfung. Prof. Eberhardt hat sich zu dem Thema Energiesystem in seiner wissenschaTlichen LauZahn intensiv beschäTigt. Vor drei Jahren hat er ein für interessierte Laien gut verständliches Buch zum Thema veröffentlicht.
Die Veranstaltung fand auf Einladung des FDP-Ortsverbandes Böblingen statt. Der Vortrag bot eine gute Gelegenheit, befgreifende Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätze im Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen.
Prof. Eberhardt eröffnete seinen Vortrag mit einer Einführung in das komplexe Energiesystem der Erde. Er ging nicht nur auf die physikalischen Grundlagen des Treibhauseffekts ein. Zudem erläuterte er alle Energiesektoren und deren spezifischen Herausforderungen bei der Umstellung auf Erneuerbare Energien.
Es bestehe ein wachsender Energiebedarf und man wolle und könne den Menschen weltweit den Zugriff auf die unübersehbaren Vorteile der Verfügbarkeit bezahlbarer Energie nicht vorenthalten. Wachstum der Bevölkerung und Wachstum der Ökonomie müsse im Dreiklang von Versorgungssicherheit, Ökonomie und Umwelt entkoppelt werden vom CO2 Ausstoß in die Atmosphäre.
Prof. Eberhardt betonte die Notwendigkeit, stets die globale Perspekbve im Blick zu behalten. Das Energiesystem auf Erneuerbare nur nabonal umzustellen sei viel zu kurz gedacht, zu teuer und zum Scheitern verurteilt. Es müsse mindestens europaweit realisiert werden oder gar darüber hinaus. Er erinnerte dabei an die Desertec Inibabve, die leider wieder aufgegeben worden sei. „In einer Stunde trij so viel Solarenergie auf die Erde, wie wir in einem Jahr verbrauchen. Die Herausforderung ist diese Energie einzusammeln und den Verbrauchern weltweit zur Verfügung zu stellen. Theorebsch reichte für ein solches Photovoltaik-Feld ein Bruchteil der Fläche der Sahara!“
Während seines Vortrags präsenberte Prof. Eberhardt seine zentralen Thesen, die auf Daten und Erkenntnissen des IPCC-Reports basieren. Weltweit müsse die Produkbon von elektrischem Strom aus Photovoltaik und WindkraT erheblich ausgebaut werden. Die derzeibge Problemabk mit der Ermangelung von geeigneten elektrischen Speichern werde sich über Zeit durch Innovabonen verbessern. Die Energie, die aus den erforderlichen Überkapazitäten bei den Erneuerbaren zu Zeiten „hoher Ernte und niedrigen Verbrauchs“ anfällt, muss über Elektrolyse in Wasserstoff umgesetzt werden. Der könne dann vielfälbg chemisch umgesetzt werden in weitere Energieträger für Industrie, Verkehr, Heizung etc.
Zur Abdeckung von Spitzenlast seien GaskraTwerke für lange Zeit noch unabdingbar. Dass in Deutschland KernkraTwerke in der derzeibgen Situabon abgeschaltet und sta_dessen KohlekraTwerke angefahren wurden, hält er für einen Fehler. In allen anderen Ländern außerhalb Deutschlands „gehe bei der Kernenergie die Post ab“. Der deutsch Sonderweg würde dort nicht verstanden.
Prof. Eberhardt wies auch auf die enorme Umweltverschmutzung durch die KohlekraTwerke, hin, die weltweit in Betrieb seien. Bei Betriebsdauern von bis zu 80 Jahren seien das Dreckschleudern. Besonders bedauerlich sei, dass neue KohlekraTwerke immer noch geplant und gebaut würden. Das sei nicht nur negabv für die CO2-Bilanz sondern auch für die Gesundheit der Menschen!
Er unterstrich die dringende Notwendigkeit, die Energieeffizienz zu steigern. Speziell bietet der Elektroantrieb für Fahrzeuge dabei einen um den unschlagbaren Faktor 4 bessere Energieeffizienz als herkömmliche Antriebe. Deshalb sei die vollständige Elektrifizierung des PKW-Verkehrs nahezu zwangsläufig bis auf wenige Ausnahmen. Ba_erieelektrische oder e-Fuels-betriebene LKWs sowie die Herstellung von e-Fuels aus erneuerbaren Energien für den Flugverkehr hält er aber auch für unabdingbar.
Prof. Eberhardt vertri_ die These, dass eine weltweite Redukbon der jährlichen CO2-Emissionen um mindestens 50% ausreichen wird, um den Klimawandel erstmal zu stoppen. Basis dieser These ist, dass fast genau die HälTe des jährlich von Menschen gemachten CO2’s durch die natürlichen Senken der weltweiten grünen Biomasse und der Ozeane absorbiert wird. Dies sei durch Messungen seit circa 60 Jahren gesichert.
Zudem wächst, so Prof. Eberhardt mit steigender CO2 Konzentrabon in der Atmosphäre die CO2- Aufnahme durch Biomasse und Ozeane. Das ist durch die sogenannte Keelingkurve, den Messwerten des CO2 Anteils in der Atmosphäre, bestäbgt. „Sobald wir die CO2 Emissionen um 50% gesenkt haben, wird die CO2 Konzentrabon in der Atmosphäre abnehmen und der Klimawandel ist besiegt“, so die Ausführungen von Prof. Eberhardt. Aber das sei kein Grund zur Entwarnung. Derzeibger Stand der Entwicklung ist: „Wir verfehlen die Klimaziele gewalbg! Auch die 50% Redukbon ist ohne Anstrengung nicht realisierbar. Wir müssen jetzt anfangen, so Professor Eberhardt.
In seiner Zusammenfassung und in der Diskussion zog Prof. Eberhardt ein posibves Fazit: Die Energiewende ist technisch und ökonomisch möglich. Der Klimawandel ist beherrschbar, sofern auch eine konsequente Steigerung der Energieeffizienz auf der Verbraucherseite umgesetzt wird. „Auch finanziell“, verwies er auf seine Kalkulabonen, die in seinem Buch erläutert werden, „ist der Aufwand weltweit verkraTbar“.
Zudem sei es von entscheidender Bedeutung, deutsche Ressourcen und Technologieentwicklungen gezielt auf die Hauptverursacher von CO2-Emissionen auszurichten. Hierbei wies er auf die Notwendigkeit hin, den weiteren Ausbau von KohlekraTwerken in Ländern wie China und Indien durch CO2-Abscheider oder den Übergang zu GaskraTwerken zu begleiten, ansta_ zum Beispiel auf die Umstellung von Heizsystemen in deutschen Privathaushalten in Altbauten zu setzen. Das habe global gesehen nur einen sehr begrenzten Einfluss.
Dieses Fazit wurde von einem Großteil des Publikums geteilt. Der FDP Stadtverband Böblingen schließt sich der kribschen Betrachtung kurzfrisbger Maßnahmen zur Wärmeeffizienz bei Privatgebäuden an.
Zusammenfassend erklärte Prof. Eberhardt: „Die Welt wird nicht untergehen (wegen des Klimawandels)“. Seine Worte geben Anlass zur Hoffnung und unterstreichen die Bedeutung effizienter, global ausgerichteter Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel.