2020 hatte ich darauf hingewiesen, dass die hausärztliche Versorgung in Böblingen immer mehr in Schieflage gerät. Selbst bei einem rechnerischen Versorgungsgrad von 100 Prozent, wie wir ihn aus dem fachärztlichen Bereich kennen, gibt es noch erhebliche Wartezeiten. Der Versorgungsgrad ist von 90,4 Prozent auf 84,5 Prozent weiter gesunken.

Uns fehlen mindestens 33 Hausärzte.

Bei steigenden Einwohnerzahlen (Wohnungsbauoffensive!) droht Unterversorgung. Was würde wohl passieren, wenn auch noch das ehemalige Krankenhausgelände massiven Bevölkerungszuzug erfahren würde?

Bislang geht man davon aus, dass ein Hausarzt mindestens 1.600 Patienten versorgt. Das war vielleicht früher einmal so, als der Hausarzt noch über der Praxis wohnte und Tag und Nacht zur Verfügung stand. In Zeiten der Work-Life-Integration wollen auch junge Hausärzte keine 60 Stunden pro Woche arbeiten. Das stellt aber die „Planwirtschaft“ auf den Kopf.

Bestehende Arztpraxen sind am Limit und werden zudem von der Politik mit Bürokratie malträtiert.

Umso mehr müssen wir alles dafür tun, unsere Fach- und Hausärzte zu unterstützen, damit die Praxen fortgeführt werden können. Dazu gehört auch, dass wir uns Gedanken dazu machen, wie wir den Ärzten zeitgemäße Räumlichkeiten bieten können, die sowohl für den Nachwuchs attraktiv sind als auch optimal für die Patientenversorgung. In einer Hochpreisregion wie Böblingen ist das besonders schwierig. Deshalb hat sich der Gemeinderat mit einem gemeinsamen Antrag dafür stark gemacht,dass die Verwaltung bis zum Sommer ein Konzept vorlegt, wie wir in einem ersten Schritt die Versorgung auf der Diezenhalde zeitnah absichern können.

Dr. Detlef Gurgel
FDP-Fraktion